Julia Blenn ist Ernährungsexpertin und weiß, wie wichtig es für Kinder ist, ausgewogen zu essen. In ihren Kursen spricht sie über die Inhalte von Brotdosen und bereitet mit den Kindern „gesundes“ Essen zu. Ein Interview von Helen Arnold
Ich treffe Julia Blenn an einem Tag im Früh-Sommer. Draußen ist die Luft noch frisch, aber die Sonnenstrahlen haben schon mehr Kraft, als noch vor drei Wochen. Julia Blenn kommt mit dem Rad und strahlt. Sie hat drei Kinder und wohnt in Köpenick. Bevor sie sich mit Ernährung beschäftigte, arbeitete sie als Grafiker. Auch heute noch steht sie auf zwei Standbeinen. Auf einen bewussten Umgang mit Essen legt sie viel Wert – auch in ihrer Familie. Julia gibt in Schulen Workshops zum Thema gesunde Ernährung.
Bevor wir starten, bestellt sie sich statt eines Smoothies lieber einen frisch gepressten Saft: „Mir sind die vielen Mischungen oft zu viel, da geht der Geschmack des Einzelnen völlig unter“, sagt sie. Für Kinder sei es dann doch wieder nur „süß“ und Spinat essen sie dann wieder nicht.
Julia, in welchen Klassen hast Du Workshops durchgeführt?
In den Klassen eins gebe ich Ernährungsworkshops und in der vierten und fünften Klasse Nachhaltigkeitsworkshops.
Sind die Kurse Teil des schulischen Alltages?
Ich lege viel Wert darauf, dass die Workshops nicht zu schulisch sind. Die Kinder sollen nicht das Gefühl haben, die Workshops sind Teil des Unterrichts, dann geht der Spaß und die Freude daran verloren. Die Themen erlebbar machen, darauf liegt mein Augenmerk.
Wie startest du deine Kurse?
Ich mache erstmal ein Spiel und schaue mir gemeinsam mit den Kindern den Inhalt ihrer Brotdosen an. Das ist sehr spannend und mitunter aufschlussreich. Ich spiele dann Musik ab und die Kinder laufen von Tisch zu Tisch. Sobald ich die Musik stoppe, haben sie eine:n Partner:in gefunden und raten dann gegenseitig, was in ihren Dosen drin ist. Stopptanz mit Brotdosen sozusagen.
Und dann?
Leider befindet sich in den Dosen schon viel Abgepacktes. Auch Weißbrot ohne Rand, keine Kanten, Nutella. Ich spreche dann mit den Kindern über die Ernährungspyramide und ich bringe Getreidekörner mit. Damit zeige ich ihnen, wie verschiedene Saaten aussehen.
Wie erklärst du den Schüler:innen „Gesunde Ernährung“?
Ich habe ihnen ein Plakat mitgebracht, mit zwei Kindern darauf: Eines sah kränklich aus und die Kinder wussten sofort, wie sie dem Kind helfen könnten. Nämlich mit Obst und Gemüse und „braunem“ Brot.
Also wissen sie eigentlich Bescheid?
Größtenteils schon, aber manchmal nicht warum.
Kannst du das genauer erklären?
Joghurt zum Beispiel: Die Kinder mögen süßen Fruchtjoghurt, der bereits „fertig“ aus dem Supermarkt kommt, und denken dann, Joghurt ist doch gesund. Ich erkläre ihnen, dass es besser wäre, sie würden Naturjoghurt zu Hause selber mit Früchten pürieren. Das wissen die Wenigsten. Aber natürlich gibt es auch immer Kinder, die super sind und genau Bescheid wissen. Den meisten ist völlig klar, dass Süßigkeiten ungesund sind, aber die Lust auf Süßes ist trotzdem da.
Du bereitest mit den Kindern auch Essen zu. Wie kann ich mir das vorstellen?
Oft gibt es in den Schulen eine Küche, die ich dann mit den Kindern nutzen kann. Aber ich habe auch schon in den Klassenräumen geschnippelt. Wir haben z. B. Mango-Lassi gemixt, einen Avocado- und einen Tomaten-Dip zubereitet und Gemüsesticks dazu.
Mit den Kleinen habe ich Brotgesichter zubereitet und Obst-Spieße dazu. Wichtig war mir, dass wir alles selbst zubereiten, und sie sehen, was wo reinkommt. Mal ordentlich matschen und die Zitrone auspressen, ist auch immer ein besonderes Erlebnis. Das Essen erlebbar machen, die Kinder finden das toll. Die Kinder lernen also, während sie erleben.
Was ist dir besonders wichtig in deinen Kursen?
Ich wünsche mir, dass die Kinder sensibler werden, was sie in ihren Körper ”hineinstecken“. Und das geht natürlich nur, wenn sie ein Wissen über die verschiedenen Lebensmittel haben. Kinder verhalten sich oft sehr intuitiv und ich möchte Möglichkeiten anbieten, um ihnen zu zeigen, was es alles gibt. Wenn sie viel Gemüse kennen, dann können sie sich aussuchen und selber entscheiden, was ihnen schmeckt.